Demographie-Blog

Die demografische Entwicklung und die Strategie des Westpfalz-Klinikums

ältere Arbeitnehmer demographischer Wandeö

Peter Förster, Geschäftsführer der Westpfalz-Klinikum GmbH, schreibt heute in einem Expertenbeitrag in der Reihe “Demographie aktuell” über die Demographiestrategie seines Hauses.

Die demographische Entwicklung sowie die geänderten Bedingungen für den Renteneintritt und die gestiegenen Belastungen in physischer und psychischer Hinsicht stellen die Kliniken und somit auch das Westpfalz-Klinikum vor enorme Herausforderungen. In einem Klinikum sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an 365 Tagen zu 24 Stunden gefordert, sodass man grundsätzlich nicht von einer familienfreundlichen Arbeitszeitgestaltung ausgehen kann. Gleichzeitig ist der Frauenanteil mit 83 % in den zurückliegenden Jahrzehnten gleich geblieben. Es ist sogar damit zu rechnen dass durch die Verweiblichung des Arztberufes der Anteil noch weiter steigen wird. Der Altersdurchschnitt ist in den letzten 10 Jahren von 34 auf 41 Jahre gestiegen. Grundsätzlich noch nicht dramatisch, aber in einzelnen Abteilungen bzw. Bereichen in seiner Altersstruktur bedenklich.

Eine einfache aber auch teure Maßnahme um jüngere, überwiegend Mitarbeiterinnen, halten zu können bzw. recht schnell wieder in den Beruf zurückholen zu können ist das Teilzeitangebot. Wir haben mit unseren Teilzeitmodellen versucht jeglichen Anforderungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gerecht zu werden und somit einen Anteil an Teilzeitkräften von über 41 % mit steigender Tendenz erreicht. Eine große Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter möchten aufgrund der gestiegenen Belastungen weder länger arbeiten, noch in ihren letzten Arbeitsjahren auf eine Teilzeitbeschäftigung reduzieren. Ein vorgezogener Ruhestand kommt aufgrund der Abschlagsregelung ebenfalls in einer großen Anzahl von Fällen nicht zum Tragen. Diese äußeren Rahmenbedingungen werden dem Arbeitgeber zu Last gelegt, obwohl auch er sich nur innerhalb dieses gegebenen Feldes bewegen kann. Betriebliches Gesundheitsmanagement ist deshalb ein probates Mittel um die Arbeitsfähigkeit bzw. das Interesse an der eigenen Arbeitsfähigkeit zu erhöhen.

Mit einem bunten Strauß von Angeboten über das hauseigene Weiterbildungszentrum soll das Interesse an der eigenen Gesundheit geweckt werden. Hier wären als Beispiele zu nennen:
– „Und jeden Tag wieder aufstehen…“ – Den „schweren“ Klinikalltag meistern und besser mit Rückschlägen und Problemen umgehen lernen
– „Viel Arbeit – Wenig Leben!“ – Arbeit und Privatleben in ein gesundes Gleichgewicht bringen und dort halten
– „Gesunde Gewichtsreduktion“
– „Typ-gerechtes und ausgewogenes Essen im Schichtdienst“
– „Yoga“
– Workshop: „Wellness mit Klangschalen“
– „Klangschalen-Schnupperkurs“

Bei allen Hilfsmitteln, die es mittlerweile auch im Gesundheitswesen gibt, ist die körperliche Belastung gerade in den patientennahen Berufsgruppen nicht zu unterschätzen. Um hier einen entsprechenden Ausgleich zu schaffen werden auch wiederum über das Weiterbildungszentrum wie z. B.
– „Rückenschule“
– „Kinaesthetics in der Pflege-Grundkurs“
– „Kinaesthetics in der Pflege-Aufbaukurs“
– „Vertiefungstag Kinaesthetics“
angeboten.

Stressumgang mit psychischen Belastungen und Überforderungsgefühlen sind weitere Seminare, die in der Prävention angeboten werden.

Um Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die krank geworden sind, die Rückkehr in die Arbeit zu vereinfachen ist das betriebliche Eingliederungsmanagement mittlerweile gesetzlich geregelt. Das reicht aber unseres Erachtens nicht aus. Langzeitkranke bzw. Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter mit häufigen Kurzerkrankungen werden im Westpfalz-Klinikum zu einem Gespräch in die Personalstelle gebeten, um zu ergründen, ob die Erkrankung mit der Arbeit, mit dem Arbeitsumfeld, vielleicht sogar dem Vorgesetzten zu tun hat. Aus diesen Gesprächen ergeben sich die vielfältigsten Möglichkeiten über Gespräche bis hin zu Versetzungen, aber auch Hilfsangebote, sollte es sich um Auswirkungen handeln, die außerhalb des Klinikalltages liegen. Über die derzeitigen Ansprechpartner Personalwesen, Betriebsrat, psychosozialer Dienst wurden interessierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Rahmen eines bundesweiten Projektes zu Arbeitsfähigkeitscoaches ausgebildet. Sie dienen als Ansprechpartner, aber dann auch als Berater, um den Einstieg und den dauerhaften Verbleib bei Betroffenen zu gewährleisten. Durch diese niederschwelligen Ansprechpartner können Probleme rechtzeitig erkannt und angegangen werden, bevor sie zu Situationen führen, die kaum noch beherrschbar sind.

Alles in allem ist festzustellen, dass nicht nur die Arbeitgeber, sondern auch die Arbeitnehmer gefordert sind die Beschäftigungsfähigkeit längstmöglich zu erhalten. Nur darüber zu hadern, dass die Rahmenbedingungen sich geändert haben führt nicht zum Ziel. Arbeitnehmer und Arbeitgeber sind gefordert gemeinsam Arbeitsbereiche zu entwickeln, wo die Erfahrungen der älteren Arbeitnehmer mehr zum Tragen kommen können. Überwiegend wird das auch dazu führen müssen, dass die älteren Arbeitnehmer bereit sein müssen mehr Verantwortung zu übernehmen. Fachkräftesicherung ist für die Westpfalz-Klinikum GmbH noch nicht das größte Problem. Dem wollen wir aber entgegenwirken indem wir über die vielen Ausbildungsberufe hinaus, die wir jetzt schon anbieten, eine Vielzahl von Weiterbildungen mit Fachabschlüssen anbieten und in Zukunft noch vermehrt anbieten wollen, um hieraus den größten Teil unseres Bedarfs decken zu können.

Photo: iStock (c)


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