Ein Hype geht um. Mitarbeiter sollen/dürfen Fehler machen. Im Rahmen von Digitalisierung und Co. wird häufiger über die neue Fehlerkultur geredet. Locker und leicht wird da von Ermutigung zu (falschen) Entscheidungen gesprochen. Mitarbeiter sollen sich trauen Entscheidungen zu treffen. Wenn sie falsch liegen ist das nicht weiter tragisch. Es gibt ja einen Lernerfolg.
Fehlerkultur – Wann ist ein Fehler nicht mehr tragbar?
Grundsätzlich ist der Gedanke nicht falsch. Er berücksichtigt nur nicht in welchem Rahmen die fehlerhafte Entscheidung möglich ist. Wann ist ein Fehler nicht mehr tragbar? Bei Toten und Verletzten mag das rasch klar sein. Wie aber schaut es bei Produktivitätsverlusten oder sinkendem Profit aus. Wo liegen da die Grenzen?
Irren ist menschlich. Wer übernimmt im Fahrzeugbau oder bei einem Kranhersteller die Verantwortung bei Fehlern mit gravierenden Folgen?
Fehlerkultur – Wie häufig darf es denn sein?
Spannend wird es auch, wenn die Frage der Häufigkeit im Raum steht. Ab wann muss der Mitarbeiter abgemahnt werden? Nach dem zweiten, dritten oder vierten gleichen Fehler? Damit die viel gepriesene Fehlerkultur „gerecht“ zugeht und nicht blanker Willkür einzelner Vorgesetzter unterliegt muss in der DNA des Unternehmens eine klare Regelung her.
Fehlerkultur – Beinfreiheit versus Verantwortung
Möglichst viel Freiheit für Mitarbeiter zu fordern liegt im Trend. Im relationallen Begriff der Freiheit liegt die nächste Herausforderung. Wollen wirklich alle Mitabeiter maximale Freiheit? Wollen selbst die, die sie fordern, Entscheidungen treffen? Wer übernimmt die Verantwortung bei einer falschen Einschätzung in einem hierarchischen Unternehmen? Der Abteilungsleiter? Doch der wiederum hat den Hauptabteilungsleiter oder Bereichsleiter über sich. Wer lässt sich sein qualitatives und quantitatives Ergebnis „versauen“?
Die Kunst, Freiheit und Fehlerkultur zu vereinen ist rasch gesagt und schwer zu verwirklichen. Ein Ansatzpunkt sind „Experimentierrräume“, in denen ein Arbeitsklima für verrückte Ideen ermöglicht wird. Diese Spielwiesen zu schaffen erfordert Aufgeschlossenheit, Mut und Vertrauen.
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