Demographie-Blog

Fachkräftemangel in der Pflege – Wer pflegt die steigende Zahl älterer Menschen?

Führung im digitalen Wandel
Die Auswirkungen des demographischen Wandels sind bekannt: Die Zahl der älteren Menschen in Deutschland wird drastisch zunehmen. Dadurch ergibt sich ein deutlicher Mehrbedarf an Fachkräften in der Pflege. Die Hans-Böckler-Stiftung fordert daher daher die Aufwertung sozialer Berufe.

Fachkräfte für soziale Dienstleistungen, insbesondere in der Alten- und Krankenpflege, werden dringend gesucht. Die Bundesagentur für Arbeit signalisiert für alle 16 Bundesländer beginnende oder bereits gravierende Fachkräfteengpässe. Trotzdem sind die Brutto-Stundenlöhne von examinierten Kräften in der Altenpflege mit im Mittel 14,24 Euro, in der Krankenpflege (16,23 Euro) und von Erzieherinnen und Erziehern (15,91 Euro) spürbar niedriger als der Mittelwert für alle Beschäftigten in Deutschland, der bei 16,97 Euro liegt. Das zeigt eine neue Studie der Hans-Böckler-Stiftung. Helferinnen und Helfer in der Kranken- und der Altenpflege verdienen mit 11,09 bzw. 11,49 Euro brutto pro Stunde noch deutlich weniger.

Das niedrige Einkommen ist ein zentraler Faktor, der eine Beschäftigung in sozialen Dienstleistungsberufen unattraktiv macht. Weitere Hürden sind körperliche und seelische Überlastung, oft in Folge zu schlechter Personalausstattung, für den Lebensunterhalt zu kurze, ungünstige Arbeitszeiten, oft am Abend oder am Wochenende, und ein unübersichtliches Ausbildungssystem in diesen Berufen, das berufliche Mobilität und Entwicklung im Lebensverlauf erschwert.

Beschäftigte in sozialen Dienstleistungsberufen nennen in vielen Befragungen hohe Arbeitsbelastungen als großes Problem. Das liegt nicht nur daran, dass für Pflegerinnen oder Erzieher das Heben erheblicher Gewichte, Arbeiten in gebückter oder hockender Stellung, Lärm und dauerndes Multitasking zum Arbeitsalltag gehört. Es gibt noch eine tieferliegende Ursache: Die langjährige Unterfinanzierung hat dazu geführt, dass die Personaldecken strukturell zu dünn sind.

Schlechte Personalausstattung führe aber rasch in einen „Teufelskreis“, warnen die Wissenschaftlerinnen. Überlastete Beschäftigte werden häufiger krank, sie steigen aus dem Beruf aus oder müssen gar vorzeitig unfreiwillig in den Ruhestand gehen. Dass es auch anders geht, zeigt der Blick ins Ausland: Die Forscherinnen verweisen auf eine Studie, der zufolge in US-amerikanischen Krankenhäusern durchschnittlich 5,3 Patienten auf eine Pflegefachkraft kommen, in den Niederlanden 7, in Schweden 7,7 und in der Schweiz 7,9. In Deutschland müssen sich Krankenschwestern dagegen im Schnitt um 13 Patienten kümmern. In etlichen Staaten gibt es schon seit Jahren Mindest-Personalschlüssel, die in der Krankenhauspflege per Gesetz sichergestellt sind.

Längere Arbeitszeiten möglich machen, bessere Qualifizierung
Die langjährige strikte Linie, Kosten im Pflegebereich möglichst zu deckeln ist nach der Böckler-Analyse ein wesentlicher Grund dafür, dass viele Beschäftigte nur kurze Teilzeitstellen haben. Krankenhäuser oder Pflegeheime seien oft dazu übergegangen, Arbeitsabläufe wie in einer Fabrik zu zerlegen und Fachkräfte nur dort einzusetzen, wo es unabdingbar sei. Die Lücke füllen Hilfskräfte, die vor allem dann eingesetzt werden, wenn im Tagesablauf „alle Hände gebraucht werden“, also beispielsweise in der Mittagszeit oder abends, wenn die gepflegten Menschen zu Bett gebracht werden. Hinzu kommt, dass vor allem Hilfskräfte Teilzeitarbeit wählen, um mit hohen Arbeitsbelastungen bei schlechter Bezahlung zurecht zu kommen. Im Ergebnis liegt die Teilzeitquote bei sozialen Berufen deutlich über dem europäischen Durchschnitt, und das vor allem bei Helfertätigkeiten.


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