Dr. Frank Eierdanz, Institut für Technologie und Arbeit e. V.
an der Technischen Universität Kaiserslautern, schreibt heute in einem Expertenbeitrag in der Reihe “Demographie aktuell” über das Regionalnetzwerk Westpfalz des ddn (Das Demographie Netzwerk).
Die Westpfalz ist eine der Regionen, die in allen kartographischen Darstellungen der Auswirkungen des Demographischen Wandels in besonders kräftigen Signalfarben erscheinen. Hier wird der Bevölkerungsrückgang infolge hoher anzunehmender Ab- und geringer zu erhoffender Zuwanderung besonders deutlich ausfallen und hier wird der Anteil Älterer noch stärker steigen als anderswo. Das wird Kommunen größte Schwierigkeiten machen, ihrem Versorgungsauftrag nachzukommen, und es wird Unternehmen vor große Herausforderungen stellen. Denn wenn es zukünftig weniger Fach- und Nachwuchskräfte geben wird, werden diese ihre Arbeitgeber aussuchen können und dabei einem optimalen Gesamtpaket aus interessanter Tätigkeit, guter Bezahlung und attraktiver Region den Vorzug geben. Branchen wie die Pflege- und Gesundheitswirtschaft brauchen zukünftig sogar wesentlich mehr Personal als heute, da es mehr ältere Menschen geben wird.
Unternehmen wie Kommunen tun gut daran, den Wandel rechtzeitig wahrzunehmen und sich strategisch dafür aufzustellen. Dafür sollte man zum Beispiel die Altersstruktur des eigenen Personals kennen und wissen, wann etwa innerhalb kurzer Zeit viele Erfahrungsträger ausscheiden. Außerdem sollten Arbeitsbedingungen geschaffen werden, die die Gesundheit der zukünftig immer wertvolleren Mitarbeiter erhalten sowie die Motivation und Qualifikation fördern – vor allem wenn man nicht das Doppelte des Lohns des Konkurrenten bezahlen kann.
Das zu schaffen, ist im Prinzip einfach! Es gibt jede Menge fertige Instrumente, um das eigene Unternehmen zu analysieren, und eine kaum zu überblickende Auswahl an hervorragenden Praxistipps, um Strukturen und Prozesse zu verbessern. Vieles davon kostet nicht einmal Geld. In der Praxis jedoch, auch in der Westpfalz, fehlt es besonders kleineren Unternehmen an Zeit, um all die vielen Möglichkeiten zu recherchieren. So wird das Rad häufig neu erfunden, und oft genug entstehen dabei nicht sehr rund laufende Konstruktionen – gesundheitsfördernde Angebote, die kaum einer nutzt, Arbeitszeitregelungen, die Familien nicht helfen, oder Azubi-Initiativen, die kaum jemanden erreichen.
Warum nicht gemeinsam mit Partnern aus der Region mit weniger Aufwand mehr und Besseres erreichen? Durch den gegenseitigen Austausch in einem regionalen Netzwerk kann man erfahren, welche Räder bereits erfunden wurden und wie sie ideal ins eigene Umfeld eingebaut werden können. Solch ein Netzwerk ist die Regionalgruppe Westpfalz des ddn. Das Demographie Netzwerk (ddn) ist ein bundesweiter Verbund von rund 400 Unternehmen, sozialen Einrichtungen und Kommunen. Etwa 20 Regionalnetzwerke unterstützen die Kooperation vor Ort und bringen das Wissen aus anderen Regionen ein.
Im Regionalnetzwerk Westpfalz, an dem sich jedes Unternehmen beteiligen kann, sind derzeit rund 20 Unternehmen vertreten, die meisten davon aus der Sozialwirtschaft. Es gibt regelmäßige Treffen, teils mit externen Referenten, zu konkreten Themen. Und es gibt gemeinsame kleine Projekte. So wird derzeit ein studentischer Wettbewerb vorbereitet, bei dem Designstudenten einen kurzen Film zum zu Unrecht negativen Image der Pflegeberufe drehen. Was für ein Unternehmen zu kompliziert oder auch zu teuer wäre, kann gemeinsam umgesetzt werden, damit letztlich die ganze Region attraktiver dasteht!
Weitere Information gibt es gerne bei frank.eierdanz@ita-kl.de
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