Nirgendwo in Deutschland gibt es so wenige Akademiker wie im niedersächsischen Landkreis Wittmund: Gerade einmal sechs Prozent aller Beschäftigten haben einen Hochschulabschluss. Bundesweit sind es im Durchschnitt 16 Prozent. Der Grund: Das Leben auf dem Land ist bei vielen jungen, gut ausgebildeten Menschen nicht beliebt. Viele von ihnen ziehen nach ihrem Schulabschluss in die Städte, wenige kehren nach dem Studium in die Heimat zurück. Dieses Entwicklung lässt sich in jedem deutschen Flächenland beobachten: Die zehn Regionen mit dem bundesweit geringsten Akademikeranteil sind allesamt Landkreise in Westdeutschland, während die höchsten Akademikerdichten ausnahmslos in Städten zu finden sind. Das ostdeutsche Jena verzeichnet einen Akademikeranteil von rund 39 Prozent.
Bei Auszubildenden zeigt sich ein ähnliches Bild: Der Landkreis Hildburghausen in Thüringen verzeichnet im bundesweiten Durchschnitt die wenigsten Azubis. Auf 100 Beschäftigte mit Berufsausbildung kommen hier gerade einmal 3,7 Auszubildende. Im Bundesschnitt sind es mit 7,1 fast doppelt so viele. Der Azubimangel betrifft vor allem Ostdeutschland. Die höchsten Azubidichten finden sich in Westdeutschland, wieder meist in Großstädten. Unternehmen in Städten fällt es deshalb deutlich leichter, Nachwuchskräfte zu gewinnen.
Für Unternehmen in ländlichen Regionen heißt das: Sie müssen aktiver auf ihre Zielgruppen zugehen und sich stärker auf die Bedürfnisse junger Menschen einstellen.
Für ein stimmiges Gesamtpaket braucht es nicht nur Breitbandanschlüsse, sondern beispielsweise auch vertretbare Fahrzeiten bis zur nächsten Berufsschule. Das Stoppen der Landflucht ist sicher keine leichte Aufgabe, aber für Abwanderungsregionen von existenzieller Bedeutung. Alle regionalen Akteure sollten hierzu an einem Strang ziehen und ihre Ressourcen zur Not auf zentrale Orte fokussieren.
Zur Studie des Institut der deutschen Wirtschaft Köln
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