Wie werden wir in Zukunft Arbeiten? Im Rahmen von New Work wird auch die Frage des demokratischen Unternehmens diskutiert. Chefs werden ge- und abgewählt. Die Firmenstrategie wird mitbestimmt.
Dabei gilt u.a. die Schweizer Firma Umantis, die zur deutschen Haufe-Gruppe gehört, als Vorzeigeunternehmen. Doch wichtige Fragen und Aspekte bleiben bei der Diskussion um das demokratisch legitimierte Unternehmertum nur unzureichend beantwortet:
- Das Thema Demokratie wird vor allem von IT getriebenen und überwiegend Akademikern zusammengesetzten Unternehmen vorangebracht. Wie sieht es in Betrieben mit vorwiegend nicht-akademischem Mitarbeiterstamm aus? Wollen da wirklich alle den Chef wählen respektive „spielen“?
- Wie sieht es mit inhabergeführten Firmen aus? Wird dann der der Besitzer enteignet und abgewählt? Führen wir dann die Belegschaftsherrschaft ein?
- Was wird aus dem Öffentlichen Dienst? Der Oberbürgermeister als gewählter Vertreter des Volkes aber auch zugleich Chef der Verwaltung wird das nächste Problem. Sollen die Mitarbeiter der Verwaltung denn vom Volk gewählten Amtsträger als Chef der Verwaltung abwählen? Steht somit die Mitarbeiterversammlung über dem Volk?
- Unternehmen mit erheblichem Mitarbeiterumfang (z.B. BASF, Siemens usw.) dürften sich dann gleich einer permanenten Evolution in einem Wahlmarathon befinden. Nebenbei gibt es dann auch noch Betriebsrats- respektive Personalratswahlen. Wo bleibt das Arbeiten? Permanenter „Wahlkampf“ als Ersatz für das Arbeiten im Betrieb?
- Im idealen Unternehmen haben alle die gleichen Chancen Chef zu werden. Wirklich alle? Könnte es nicht sein, dass die Selbstdarsteller bessere Karten haben?
- Seit Jahren sinkt die Wahlbeteiligung bei öffentlichen Wahlen. Teilweise kommt es zu Wahlgängen mit unter 30% Beteiligung. Welche Legitimität hätte ein Firmenchef bei solcher Wahlbeteiligung? Wären 70% Gleichgültigkeit bzw. Ablehnung nicht ein verheerendes Bild?
- Bei aller Agilität bedarf es doch einer gewissen langfristigen Unternehmensstrategie. Wie kann eine angedachte Strategie unter der Maßgabe permanenter Chefwechsel verwirklicht werden? Besteht nicht die Gefahr, dass jeder „Neue“ sich selbstverwirklichen möchte?
Wie müssen wir die Arbeit zukünftig gestalten? Müssen wir wirklich ganz anders denken? Muss es wirklich das unausgegorene Prinzip demokratischer Herrschaft sein? Führt ein neuer Führungsstil 4.0 mit den charakteristischen Merkmalen Innovation, Authentizität, Transparenz, Sinn, Vertrauen, Freiraum, Kundenorientierung, Kooperation und Nachhaltigkeit nicht zu besseren Betriebsergebnissen?
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