Deutschland erlebt aktuell ein demografisches Zwischenhoch. Die Herausforderungen des demografischen Wandels sind damit aber nicht verschwunden, sondern stehen unmittelbar bevor:
Weniger Arbeitskräfte, steigende Kosten in den Sozialsystemen und immer stärker zu Tage tretende regionale Verwerfungen verlangen nach neuen Antworten von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung hat die demografische Lage der
Nation untersucht und erstmals eine eigene, regionale Bevölkerungsprognose für alle 401
Kreise und kreisfreien Städte berechnen lassen.
Dank Zuwanderung und leicht gestiegener Kinderzahlen ist die Einwohnerzahl entgegen früherer Voraussagen mit rund 83 Millionen auf eine neue Rekordmarke geklettert. Auch in den nächsten Jahren
dürfte die Bevölkerung laut der neuen Prognose kaum schrumpfen und 2035 bei etwa 82,3 Millionen
Menschen liegen.
In allen fünf ostdeutschen Flächenländern werden der Prognose zufolge die Bevölkerungszahlen bis
2035 zurückgehen – am stärksten mit fast 16 Prozent in Sachsen-Anhalt. Weite Regionen zwischen
Rügen und dem Erzgebirge werden mehr als jeden fünften Einwohner verlieren. Die Alterung der Gesellschaft führt dazu, dass im brandenburgischen Landkreis Spree-Neiße 2035 auf eine Geburt vier
Beerdigungen kommen dürften. Gleichzeitig liegt im Osten aber auch die am schnellsten wachsende
Stadt der Republik: Leipzig muss bis 2035 ein weiteres Einwohnerplus von rund 16 Prozent verkraften. Zu den wenigen weiteren Leuchttürmen in den fünf ostdeutschen Flächenländern zählen Potsdam, Dresden, Erfurt, Jena, Rostock, Halle und Magdeburg.
Ein ähnliches Bild wie im Osten zeigt sich in den westlichen Bundesländern, allerdings deutlich weniger ausgeprägt. Die heute schon attraktiven Städte von Hamburg über Frankfurt am Main bis München können sich auf Zugewinne einstellen. Doch vielerorts im Ruhrgebiet und im Saarland, sowie in ländlichen Regionen entlang der früheren innerdeutschen Grenze, in der Südwestpfalz oder an den Küsten werden die Einwohnerzahlen weiter sinken.
Um die „Zukunftsfähigkeit“ der Regionen vergleichbar zu bewerten, hat das Berlin-Institut 21 Indikatoren ausgewählt – aus den Bereichen Demografie, Wirtschaft, Bildung und Familienfreundlichkeit.
Das Ranking offenbart ein bekanntes Nord-Süd-Gefälle, vorne liegen vor allem wirtschaftsstarke
Städte mit ihren Umlandkreisen in Bayern und Baden-Württemberg. Am Ende finden sich Regionen in
Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und dem Saarland. Im Osten liegen zwar viele vom demografischen Wandel schwer gezeichnete Kreise, aber in den Problemzonen des Westens ist die Lage mittlerweile schwieriger.
Die Studie finden Sie hier beim Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
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