Die meisten österreichischen Unternehmen halten an den klassischen Kernzeiten fest und gehen mit dem Thema Flexibilisierung konservativ um. Das zeigt die aktuelle Flexible Working Studie von Deloitte Österreich in Zusammenarbeit mit Universität Wien und FH Oberösterreich. Home Office ist oft nur Einzelpersonen vorbehalten. Zudem mangelt es in Unternehmen meist an entsprechenden Regelungen und der notwendigen Vertrauenskultur.
Österreichische Unternehmen halten nach wie vor zum Großteil an Gleitzeit mit Kernzeit fest. 61 % setzen bei mindestens der Hälfte ihrer Mitarbeiter auf dieses Modell, bei dem bestimmte Anwesenheitszeiten vorgegeben werden. Flexiblere Modelle wie Gleitzeit ohne Kernzeit oder Vertrauensarbeitszeit sind weitaus seltener.
Vor allem Führungskräfte nehmen im Umgang mit flexibler Arbeitszeitgestaltung eine wichtige Vorbild- und Steuerfunktion ein. Dennoch wird gerade von ihnen in der Praxis oft uneingeschränkte Erreichbarkeit erwartet. Zwei Drittel der befragten Unternehmen wollen ihre Führungsetage auch außerhalb der Arbeitszeiten erreichen können. 22 % erwarten diese Erreichbarkeit sogar von ihren Mitarbeitern ohne Führungsfunktion.
Präsenzpflicht – Kontrolle ist gut?
Mobiles Arbeiten ist noch immer ein Einzelfallphänomen: Die physische Anwesenheit im Büro wird von 77 % der Befragten als wichtig erachtet. Fast jedes zweite Unternehmen bietet Home Office nur für wenige Personen an. Lediglich von 20 % wird diese Möglichkeit auch dem Großteil der Mitarbeiter offen gestellt.
Der Umgang mit mobilem Arbeiten ist je nach Branche und Unternehmensgröße unterschiedlich und es gibt durchaus positive Beispiele. So nimmt der Technologie- und Telekommunikationsbereich eine Vorreiterrolle bei diesem Thema ein. Auch große Unternehmen haben teilweise bereits klare Richtlinien für mobile Arbeitsmodelle definiert.
Vertrauenskultur – Fundament gesteigerter Produktivität
Mit steigendem Vertrauen erhöht sich laut Studie die flexible Handhabung von Arbeitszeit und -ort. Eine vertrauensorientierte Unternehmenskultur ist daher für den Umgang mit flexiblem Arbeiten erfolgskritisch. Der Wunsch nach Kontrolle erschwert dies aber in der Praxis. So wird in 40 % der befragten Unternehmen noch nach dem Prinzip „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“ gearbeitet.
Zur Flexible Working Studie 2017
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