Das vorherrschende Denkschema besagt, dass Führungskräfte über ausreichend Empathie verfügen müssen. Doch könnte hier ein Denkfehler vorliegen? Die Wirtschaftwoche schreibt in ihrer gestrigen Ausgabe: „Tatsächlich warnen Forscher inzwischen vor zu viel Empathie auf der Chefetage. Und auch Manager müssen feststellen: Ja, wer andere führt, darf selbst kein gefühlskalter Soziopath sein – aber ein harmoniesüchtiger Gefühlsmensch ist auch kein guter Chef.“
Der bekannte Organisationspsychologe Adam Grant sekundiert: „Sosehr uns sympathische Menschen gewogen sein mögen, sie sind zumeist äußerst konfliktscheu. Ihr Bestreben, es anderen recht zu machen, und ihre Harmoniesucht führen leicht dazu, dass sie sich im Konfliktfall lieber heraushalten…“. Und weiter: „Nicht ganz so sympathische Vorgesetzte sind da eine größere Herausforderung, sie zwingen uns, mehr aus uns herauszugehen.“ (Adam Grant: Nonkonformisten. München 2016. S. 116)
Massenentlassungen, Kündigungen, Abmahnungen… Die Arbeitswelt besteht nicht nur aus angenehmen Momenten. Dann ist auch mal ein harter Hund gefragt. Empathie ist sinnvoll und richtig. Sie muss aber situativ dosiert werden. Gutmenschen, die Entscheidungen nur halbherzig treffen schaden dem Unternehmen, dem Arbeitnehmer und sich selbst.
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