Die Diskussion um den Fachkräftemangel beherrscht die Medien. Die Interviewreihe
„5 Fragen zum Fachkräftemangel“ greift die Diskussion auf. Praktiker aus Unternehmen nehmen dazu kurz und knackig Stellung.
Die Fragen im heutigen Interview hat Ingolf Prüfer beantwortet. Er ist Global Human Resources Director Region 2 von John Deere aus Mannheim.
1. Wird über den demographischen Wandel gesprochen fällt rasch das Schlagwort vom Fachkräftemangel. Spüren Sie in Ihrem Unternehmen schon etwas davon?
John Deere ist in der guten Situation, von Studenten und Fachkräften als attraktiver Arbeitgeber bewertet zu werden. Mit einer starken Arbeitgebermarke ist es sicherlich einfacher, von Fachkräften wahrgenommen zu werden. Aber auch wir spüren, dass Fachkräfte in einigen Bereichen rar sind. Hierzu zählt der für uns wichtigen Bereich der Elektronik und systemunterstützende Informationstechnologie wie Sensorik und Telemetrie. Landmaschinen sind heute hochtechnologisch, aber das ist bei der Zielgruppe nicht unbedingt bekannt und wir sind dann nicht immer deren erste Wahl bei der Stellensuche.
2. Wie kann man sich als attraktiver Arbeitgeber für neue Kräfte positionieren?
Als Arbeitgeber sollte man sich genau überlegen, welche Fachkräfte man braucht und über welche Informationskanäle diese zu erreichen sind. Wir haben festgestellt, je näher wir an die jeweilige Zielgruppe rankommen und je direkter wir als Unternehmen mit unseren zukünftigen oder potentiellen Mitarbeitern in den Dialog treten können, desto erfolgversprechender ist die Positionierung. Dabei ist es auch sehr wichtig zu wissen, welche Präferenzen die gesuchten Zielgruppen haben, um unsere Vorzüge als Arbeitgeber punktgenau zu platzieren. Einem Generation Y Kandidaten kann ich eher durch flexible Arbeitsbedingungen und schnelle Kommunikation überzeugen, einen Baby Boomer womöglich eher mit traditionellen Themen wie Büroausstattung und Firmenwagen.
3. Welche Wege gehen Sie bei der Rekrutierung von Fachkräften?
Hier kommt es sehr darauf an, für welchen Level wir Fachkräfte suchen. Eine Führungsposition besetzen wir eher traditionell mit einer Zeitungsanzeige oder über einen Headhunter. An unseren Zieluniversitäten und auf Fachmessen sind wir vor Ort und suchen das direkte Gespräch mit Kandidaten. Für Rekrutierung junger Fachkräfte und Studenten nutzen wir zunehmend die Sozialen Medien und Online Plattformen. Dieser Mix hat sich für uns als erfolgversprechend erwiesen.
4. Welche Personalstrategie verfolgen Sie im Hinblick auf die Fachkräftesicherung?
Die Sicherung aller unserer Arbeitskräfte liegt uns am Herzen. Wir wollen, dass unsere Mitarbeiter bei uns bleiben und das gelingt auch. John Deere weltweit hat Betriebszugehörigkeiten von 20, 30 oder sogar 50 Jahren. Die persönlichen Belange der Mitarbeiter sind uns wichtig: Ob das Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Form von flexiblen Arbeitszeitmodellen ist oder die finanzielle Absicherung im Alter durch eine sehr gute Betriebsrente – wir hören unseren Mitarbeitern zu. Dabei ist eine regelmäßige Befragung unserer Belegschaft ein gutes Instrument, aber wir legen auch viel Wert auf ein vertrauensvolles Zusammenarbeiten in den Teams und im Verhältnis Vorgesetzter-Mitarbeiter.
5. Wie Bedeutsam sind Werte für das Finden und Binden von Fachkräften?
Werte spielen eine grundlegende Rolle: Viele Mitarbeiter achten darauf, ob ein Unternehmen ethische Richtlinien hat und diese auch einhält. Aber auch ökologische Ziele sind wichtig: Mitarbeiter wollen Arbeitgeber, die auf Nachhaltigkeit achten und daran arbeiten Ihre CO2- Bilanz zu verbessern. Zunehmend möchten die Menschen sich ehrenamtlich engagieren und begrüßen es, wenn der Arbeitgeber das unterstützt oder ihnen sogar gezielt ermöglicht.
Firmenporträt:
John Deere (Deere & Company) ist der Weltmarktführer in der Landmaschinen-Branche. Rund 7.000 Mitarbeiter arbeiten an sechs Standorten in der Bundesrepublik für das Unternehmen. Weltweit engagieren sich etwa 59.000 Mitarbeitern in über 36 Ländern für das Unternehmen.
Vielen herzlichen Dank für die Beantwortung der Fragen.
Rolf Dindorf
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