Der Anteil der Betriebe hierzulande, die ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen können, hat sich in den vergangenen zehn Jahren auf nunmehr 31 Prozent verdoppelt. Das geht aus der neuen Ausbildungsumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) hervor.
„Fast jeder zehnte Ausbildungsbetrieb hat noch nicht einmal eine einzige Bewerbung erhalten“, schilderte DIHK-Präsident Eric Schweitzer den Ernst der Lage. „Uns geht der Nachwuchs aus.“ Schon jetzt sei der Fachkräftemangel für jedes zweite Unternehmen ein Geschäftsrisiko. Schweitzer warnte, dies sei „eine gefährliche Entwicklung für die gesamte Gesellschaft“, bedeuteten doch fehlende Fachkräfte weniger Wachstum und Wohlstand.
Die wichtigsten Ergebnisse:
Für Unternehmen wird es immer schwieriger, offene Ausbildungsplätze zu besetzen
In fast jedem dritten Betrieb (31 Prozent) blieben Ausbildungsplätze unbesetzt. Damit wird es für die Unternehmen eine immer größere Herausforderung, ihre Fachkräfte über die Ausbildung von eigenem Nachwuchs zu sichern.
• Mehr und mehr Unternehmen erhalten gar keine Bewerbungen mehr
15.500 Unternehmen erhielten gar keine Bewerbungen mehr. Das sind noch einmal rund zehn Prozent mehr als im Vorjahr. Insgesamt bekam damit jedes vierte Unternehmen mit unbesetzten Ausbildungsstellen überhaupt keine Bewerbung. Gut zwei Drittel der Betriebe, die Plätze nicht besetzen konnten (68 Prozent), erhielten keine geeigneten Bewerbungen.
• Mehrheit der Betriebe sind mit Berufsschulen zufrieden, wünschen aber Verbesserungen
86 Prozent der Betriebe sind mit ihrem dualen Partner, den Berufsschulen, zufrieden oder sehr zufrieden. Knapp zwei Drittel der Unternehmen wünschen sich aber eine verbesserte Kommunikation zwischen Betrieb und Berufsschule. Zunehmend stufen die Unternehmen wachsende Entfernungen zwischen Betrieb und Schule als Problem ein. Dringend gewünscht wird eine bessere digitale Infrastruktur der Berufsschulen.
• IT-Kenntnisse werden immer wichtiger
Für mehr als zwei Drittel der Betriebe sind IT-Kenntnisse der Jugendlichen in Zukunft ein wichtiges Einstellungsstellungskriterium. Auch Kommunikationsfähigkeit und selbständiges Handeln gewinnen in der Ausbildung an Bedeutung. Diese Kenntnisse und Kompetenzen sollten deshalb bereits in den allgemeinbildenden Schulen vermittelt werden.
• Unternehmen werben um neue Bewerbergruppen wie Studienabbrecher
Demographie und der Trend zum Studium erschweren es den Unternehmen zunehmend, Auszubildende zu finden. Dies eröffnet neuen Bewerbergruppen zusätzliche Ausbildungschancen:
42 Prozent der Betriebe werben aktiv um Studienabbrecher und bieten ihnen damit Zukunftsperspektiven. Für diese und andere leistungsstarke Schulabsolventen locken Unternehmen immer häufiger mit Auslandsaufenthalten und Zusatzqualifikationen.
• Mehr Chancen auch für lernschwächere Jugendliche und für Flüchtlinge
Nahezu 80 Prozent der Betriebe geben lernschwächeren Jugendlichen Ausbildungschancen. Diese Bereitschaft erfordert von den Unternehmen immer mehr eigene Nachhilfeanstrengungen, um diese Jugendlichen zum Berufsabschluss zu führen. Rund sieben Prozent der Unternehmen bilden derzeit Flüchtlinge aus; sogar 15 Prozent bieten Angebote für Einstiegsqualifizierungen oder Praktika.
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Tja, was soll man dazu sagen… Eine ganze Menge. Und das habe ich bereits hier: http://personalmarketing2null.de/2017/07/dihk-ausbildungsumfrage-schuld-sind-immer-nur-die-anderen/
Resümee: Es ist immer einfach, den Schwarzen Peter weiterzugeben. Aber mal das eigene Vorgehen zu hinterfragen (so es denn eins gibt) wäre effizienter.
Beste Grüße!
Lieber Kollege,
da stimme ich unumwunden zu. Nur ist Selbstreflexion nicht immer angenehm. Eigene Fehler einzugestehen ist schwieriger als andere zu beschuldigen.
Salü
Rolf
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