Die neue Interviewreihe „5 Fragen zum Personalmanagement 50plus“ beschäftigt sich mit der Herausforderung zunehmend älterer Belegschaften. Praktiker aus Unternehmen äußern sich dazu kurz und knackig.
Die Fragen im heutigen Interview hat Werner Ollechowitz beantwortet. Er ist Bereichsleiter Personal der Bausparkasse Schwäbisch Hall.
1. Die Belegschaften werden bunter und älter. Sehen Sie darin mehr Chancen oder Gefahren?
Mehr Chancen als Gefahren, wenn die Weichen für ein demografiefestes Unternehmen rechtzeitig gestellt worden sind. Schwäbisch Hall beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem demografischen Wandel und setzt dabei auf eine lebensphasenorientierte Personalarbeit, die
- junge Leute so ausbildet, dass lebenslanges Lernen möglich wird,
- Nachwuchskräften Verantwortung überträgt und sie auf Führungsaufgaben gut vorbereitet,
- individuelle Arbeitszeitmodelle auch für Führungskräfte ermöglicht und Kinderbetreuung sowie Unterstützung bei Pflegeaufgaben anbietet
- mit einem bedarfsorientierten Gesundheitsmanagement, das körperliche und seelische Wohlbefinden aller Mitarbeiter unterstützt,
um nur einige der zentralen Stellhebel zu nennen.
2. Welche Vorteile bringen ältere Arbeitnehmer mit?
Ältere Mitarbeiter verfügen über wertvolles Erfahrungswissen, sowohl in fachlicher als auch unternehmenskultureller Hinsicht. Daher sind sie geschätzte Ansprechpartner, nicht nur im Unternehmensalltag. Auch im Rahmen unserer Onboardingprozesse bzw. der Nachwuchs-/Potenzialförderung stehen sie als Mentoren neuen und jüngeren Kollegen hilfreich zur Seite.
3. Was sind aus Ihrer Sicht die relevanten Kriterien für die Motivation der Generation 50plus?
Ein Slogan aus unserer neuen Arbeitgeberkampagne heißt: „Du entscheidest dich nicht für einen Job. Du entscheidest dich für das gute Gefühl mit 50 nicht aufs Abstellgleis zu kommen.“ Darin wird die Haltung von Schwäbisch Hall deutlich. Auch die Generation 50plus wird gezielt gefördert, beispielsweise mit speziellen Entwicklungsprogrammen, die eine Standortbestimmung und einen Perspektivenwechsel ermöglichen. Die Rücksichtnahme auf die individuelle Lebenssituation – Stichwort Vereinbarkeit Beruf und Familie – ist nach meiner Erfahrung ein weiterer wesentlicher Erfolgsfaktor.
4. Welche Personalstrategie verfolgen Sie mit Blick auf die Weiterbeschäftigung jenseits der Rente?
Wir machen erste gute Erfahrungen mit Spezialisten im IT-Bereich, die Programmiersprachen wie Cobol und Assembler beherrschen, und die wir projektbezogen hinzuziehen. Sicherlich ein Modell, das wir bei Bedarf verstärkt praktizieren werden.
5. Altersgemischte Teams gelten als eine Antwort auf den demographischen Wandel. Welche Erfahrungen konnten Sie damit sammeln?
Das Miteinander der Generationen funktioniert bei Schwäbisch Hall seit Jahrzehnten. Ein gelungenes Beispiel sind die intergenerativen Wissens-Transfer-Tandems. Diese werden unterstützt durch ein Coaching, bei dem der Wissensgeber, in der Regel ein erfahrener Spezialist auf seinem Fachgebiet, dem Wissensnehmer, meist ein jüngerer Kollege, seine Kenntnisse in einem strukturierten und moderierten Prozess übergibt, bevor er in den Ruhestand wechselt.
Vielen herzlichen Dank für die Beantwortung der Fragen.
Rolf Dindorf
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