Unternehmen finden hierzulande immer schwerer Fachkräfte: Deutschlandweit können Firmen bereits etwa jede zweite Stelle nur schwer besetzen. Dabei gibt es aber große regionale Unterschiede, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) zeigt. Unternehmen, Jugendliche und Arbeitslose müssen flexibler werden.
Der Süden leidet besonders: In Baden-Württemberg schrieben Unternehmen 2016 rund 72 Prozent aller Stellen in sogenannten Engpassberufen aus – hier gibt es mehr offene Stellen als Bewerber. In Bayern waren es 65 Prozent, in Hessen 58 Prozent. Die Entwicklung ist nicht neu: In Baden-Württemberg fehlen bereits seit fünf Jahren in rund der Hälfte der Berufe Fachkräfte. In Bayern liegt der Wert bei 38 Prozent. Nordrhein-Westfalen steht mit rund 16 Prozent noch relativ gut da.
In Westdeutschland geht voraussichtlich rund jeder dritte Arbeitnehmer in den kommenden 15 Jahren in Rente. In Ostdeutschland sind es in manchen Regionen sogar bis zu 42 Prozent – besonders die ländlichen Gebiete sind stark betroffen. Und im Osten wird sich die Lage zudem noch schneller zuspitzen, denn dort können die Unternehmen auch überdurchschnittlich viele Ausbildungsplätze nicht besetzen. In manchen Regionen blieben 2016 bis zu 25 Prozent aller Lehrstellen unbesetzt.
Abhilfe schaffen könnte eine stärkere Mobilität von Auszubildenden und Arbeitslosen. Denn oft gibt es zwar geeignete Kandidaten und Fachkräfte – nur nicht immer in der Region, in der sie gesucht werden. So zeigt die IW-Studie, dass deutschlandweit rund 42.700 Stellen besetzt werden könnten, wenn Arbeitslose und Jugendliche mobiler wären und das Bundesland wechseln würden. Aber auch der Mittelstand ist gefragt: Überregionale Bewerbersuche und Hilfe bei Umzügen sowie Wohnungssuche sind Lösungsmöglichkeiten.
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Ich glaube, dass es kein Geheimnis ist, dass die Bewerber 50+ auch bei den „schwer zu besetzten“ Stellen weniger Chancen haben. Die Arbeitgeber müssen hier ihre Strategien (oder ihre Vorurteile) dringend umdenken. Die Altersstruktur des Unternehmens muss ausgewogen sein, das hat seine Vorteile: https://www.betriebsrat.de/demografie-fachkraeftemangel/die-rolle-des-br-im-demografischen-wandel/beobachten-analysieren-argumentieren.html . Allerdings, sollte man den Betriebsrat miteinbeziehen, damit eine Lösung gefunden wird, von der alle profitieren können.
Hallo Anne-Katrin,
„Die Arbeitgeber müssen hier ihre Strategien (oder ihre Vorurteile) dringend umdenken.“ Geprägt von einer Personalpolitik, in der ältere Beschäftigte lieber durch Jüngere ersetzt werden, fehlt das Problembewusstsein für eine altersgerechte Personalarbeit. Strukturen und Abläufe sind auf die Altersgruppe der 20- bis 40-Jährigen ausgelegt. Hier muss in Kooperation mit Betriebsrat und Personalvertretungen agiert werden.
Salü
Rolf Dindorf
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