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Fachkräftemangel: Wo drückt der Schuh am meisten?

Fachkräftemangel Kommunalverwaltung ältere Mitarbeiter

Mitte 2019 waren 79 Prozent der offenen Stellen in Deutschland in Engpassberufen ausgeschrieben. Diese Quote zeigt, dass Unternehmen immer häufiger Mitarbeiter suchen, die einen Engpassberuf gelernt haben. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich zunehmend zu einem Bewerbermarkt, auf dem sich die Fachkräfte ihren Arbeitgeber aussuchen können. Früher war das anders: 2010 betrug die sogenannte Engpassquote deutschlandweit noch 25 Prozent. Fünf Jahre später waren es bereits 48 Prozent. Im vergangenen Jahr hat sie ihren Höchststand erreicht.

Besonders deutlich spüren diese Entwicklung Baden-Württemberg und Bayern. Die Region um Schwäbisch Hall / Tauberbischofsheim verzeichnet mit einer Engpassquote von 93 Prozent den höchsten Wert in der ganzen Bundesrepublik. Im Osten des Landes war die Lage über viele Jahre hinweg entspannter, doch auch hier wird der Fachkräftemangel zunehmend zu einem Problem. Die geringsten Engpässe weist unterdessen die Hauptstadt auf: Im Berliner Süden beträgt die Engpassquote lediglich 35 Prozent. Doch nicht nur regional gibt es große Unterschiede, sondern auch nach Berufen: Bei Spezialisten in Gesundheitsberufen, zu denen etwa Fachkrankenpfleger und Physiotherapeuten gehören, liegt die Engpassquote in 152 von 156 untersuchten Regionen bei über 90 Prozent. Sucht ein Unternehmen hingegen Bürokaufleute, wird es in der Regel schnell fündig: Die Engpassquote liegt in den meisten Regionen unter 30 Prozent.

Um trotzdem Fachkräfte für das eigene Unternehmen gewinnen zu können, müssen Betriebe eine attraktive Arbeitgebermarke aufbauen. Wer seine Stärken und Schwächen kennt, kann das Arbeitsklima verbessern und glaubwürdiger auf dem Arbeitsmarkt auftreten. Eine passgenaue Ansprache verschiedener Zielgruppen ist besonders wichtig. „Einer Pflegekraft ist es wichtig, an der Schichtplanung beteiligt zu sein. Für einen Softwareentwickler hingegen spielt das keine Rolle. Er möchte eher Arbeitszeit- und Ort variieren“, sagt Studienautor Alexander Burstedde vom Institut der deutschen Wirtschaft in Köln. Auch der Blick auf den überregionalen Arbeitsmarkt kann sich lohnen, denn in vielen Berufen liegen nur regionale Engpässe vor.

Photo: (c) iStock


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2 Kommentare

  1. Definitiv ein schwieriges Thema, in welches viele Faktoren mit hineinspielen. Das Grundproblem liegt hier in der Förderung solcher Fachkräfte. Aktuell sehen wir es im Gesundheitsbereich sehr gut: essentielle Fachkräfte für die Stabilität unserer Gesellschaft, die mit Niedriglöhnen und Dauerüberlastung zu kämpfen haben. Und zwar nicht nur zur Zeit.

    Hinzu kommt das viele Berufsfelder sich immer weiter spezialisieren. Würde hier eine schnellere Anpassung in Form von neuen Ausbildungen und Studiengängen stattfinden, würde das schon einiges ändern. In Zeiten von Industrie 4.0 halten wir noch an Ausbeutungspraktiken fest die seit Jahrzehnten kaum weiterentwickelt werden.

    Auch in meinem Betrieb ist es das selbe. Für eine Umstrukturierung und Neuausrichtung der Firma wurde externe Hilfe von dem beratenden Unternehmen efficio hinzugezogen. Das funktioniert wunderbar, alle profitieren von der Sache. Dass aber überhaupt die Notwendigkeit dazu besteht, liegt aber am Fachkräftemangel. Denn für unseren Einkauf finden sich schlicht und ergreifend keine qualifizierten Leute.

    Ich bin sehr gespannt wo wir uns in diesem Bereich in Zukunft hinbewegen werden und vor allem ob aus der aktuellen Krise die notwendigen Schlüsse gezogen werden. Darauf wetten würde ich nicht.

    1. Hallo Herr Schmied,

      ob aus der aktuellen Krise die notwendigen Schlüsse gezogen werden glaube ich schon. Die Frage bleibt, ob sie auch umgesetzt werden.

      Salü und viel Erfolg
      Rolf Dindorf

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