Die neue Interviewreihe „5 Fragen zum Recruiting der Generation Y“ beschäftigt sich mit dem Personalmanagement der jüngeren Generation. Praktiker aus Unternehmen äußern sich dazu kurz und knackig.
Die Fragen im heutigen Interview hat Jörg Rahn beantwortet. Er ist Geschäftsführer der WHG Rahn aus Pirmasens.
1. Womit sind Sie beim Recruiting junger Menschen erfolgreich?
Um junge Mitarbeiter für unser Unternehmen zu gewinnen, machen wir auf uns aufmerksam. Durch Teilnahme an Infoveranstaltungen, Kooperationen mit Schulen oder Hochschulen und, wie kürzlich, durch das Projekt „Pro Fachkraft“. Wir kommunizieren hier, dass junge Mitarbeiter bei uns Chancen bekommen. Dass sie früh Verantwortung erhalten und so ihre Kompetenzen voll entfalten können. Dies gilt für bereits fachlich ausgebildete Kräfte, aber auch im besonderen Maße für junge Menschen, die wir selbst in unserem Unternehmen ausbilden. Aufgrund der relativen Größe unseres Betriebs, gibt es außerdem unterschiedliche Berufswege, die hier beschritten und u.U. individuell gestaltet werden können. Auch das ist ein Vorteil, mit dem wir bei jungen Menschen punkten können.
2. Welche Vorteile bringt die Generation Y mit?
Mit dem Begriff Generation Y verbindet man junge, gut ausgebildete Menschen, die einen Sinn in ihrer beruflichen Tätigkeit eher suchen als Geld, und die ihr Privatleben nicht mehr bedingungslos der Karriere opfern wollen. Mir als Chef gefällt das. Die junge Generation bringt heute mehr Selbstbewusstsein als stumpfes Pflichtbewusstsein mit. Mittlerweile können sich Fachkräfte, aber auch Lehrlinge, in unserer Branche ihren Arbeitgeber, bzw. den Ausbildungsbetrieb aussuchen. Wer dann zu uns kommt, hat sich dies also meist gut überlegt und kommt gern. Die Generation Y ist bereit, sich einzubringen, verlangt dafür aber auch mehr Möglichkeiten mitzugestalten. Davon profitieren wir in unserem Unternehmen.
3. Was sind aus Ihrer Sicht die relevanten Kriterien um junge Mitarbeiter zu halten?
Wertschätzung, Kommunikation und Verständnis. Wertschätzung für einen positiven Arbeitseinsatz in unserem Unternehmen sowie ein Feedback hierzu. Und Verständnis dafür, dass die Mitarbeiter nicht nur für die Firma leben, sondern auch ein Privatleben haben, das heute nicht mehr unbedingt irgendwo hinter dem Berufsleben einsortiert wird. Dazu gehört auch meine absolute Unterstützung der Elternzeit, gerade in unserem Männerberuf! Unser Unternehmen besteht zu 100 Prozent aus unseren Mitarbeitern, aber die Mitarbeiter schließlich nicht zu 100 Prozent aus der WHG Rahn.
4. Gibt es aus Ihrer Sicht einen Wertekonflikt zwischen Jung und Alt?
Konflikte entstehen nach meinen Erfahrungen dort, wo rigide Ansichten aufeinander treffen. Es gibt sie unter Gleichaltrigen ebenso wie zwischen Älteren und Jüngeren. Ältere Menschen sind hier allerdings etwas stärker gefragt, auch mal aus ihren eingefahrenen Bahnen herauszukommen. Um ein Großes Wort abzuwandeln: Wer unflexibel ist, den bestraft das Leben!
5. Haben Sie schon einmal über Recruiting im Ausland nachgedacht?
Ja, in der Tat. Es gibt sogar inzwischen Agenturen, die gerade für unseren Bereich der Gebäude-Energie Anlagenmechaniker aus Spanien nach Deutschland vermitteln. Dies ist für uns auch immer noch eine Option, aber bisher haben wir mit unseren Angeboten eigentlich auch vor der eigenen Haustür gute Kräfte gewinnen können. Mir als Chef ist es am wichtigsten, dass die Mitarbeiter gern bei uns sind – in unserem Unternehmen und in unserer Region.
Vielen herzlichen Dank für die Beantwortung der Fragen.
Rolf Dindorf
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Sehr schöne Ansichten Herr Rahn, das lobe ich mir als HR Manager und als angehöriger der Ypsilonier sowieso. Bitte beachten Sie nur, dass auch unter uns zw. 1980 und 1995 geborenen differenzen gibt, nicht jeder ist tatsächlich auch so, wie man es von den Ys denkt. 🙂
Herzliche Grüße
Stefan Nette
Auch Mitarbeiter jenseits von „Y“ wünschen sich Wertschätzung, Kommunikation und Verständnis. Es ist sehr löblich, dass in einem „Männerberuf“ jungen Menschen eine Chance gegeben wird – deswegen sollten Ältere allerdings nicht gering geschätzt werden, diese haben andere Qualitäten. Von einer Führungskraft möchte man erwarten können, dass sie zwischen Generationen konstruktiv modereriert und allen Beteiligten aus ihren eingefahrenen Bahnen heraushilft. Stumpfes Pflichtbewusstsein ist übrigens nicht an ein gewisses Alter gekoppelt.
Flexible Grüße,
Karin Lakhoune