Demographie-Blog

Die Interviewreihe „5 Fragen zum Fachkräftemangel“ – heute mit Robindro Ullah

Fachkraeftemangel Unternehmen

 

Die Diskussion um den Fachkräftemangel beherrscht die Medien. Die neue Interviewreihe  „5 Fragen zum Fachkräftemangel“ greift die Diskussion auf. Praktiker aus Unternehmen und Verwaltungen nehmen dazu kurz und knackig Stellung.

 

 

 

Die Fragen im heutigen Interview hat Robindro Ullah beantwortet. Er ist Head of Employer Branding and HR Communication der VOITH GmbH.

1. Wird über den demographischen Wandel gesprochen fällt rasch das Schlagwort vom Fachkräftemangel. Spüren Sie in Ihrem Unternehmen schon etwas davon?
Eine derartige Pauschalisierung ist immer mit Vorsicht zu genießen. Ja, wir spüren einen Fachkräftemangel, aber auch nicht überall und in allen Funktionen. Die Themen Rekrutierung, Bewerbermarkt und Fachkräftemangel sind derart multifaktoriell, dass eine übergreifende Aussage letztlich nur zu Fehlinterpretationen führen kann. Es hängen Einflussfaktoren wie Standort, Konkurrenz, die eigene Attraktivität und eben auch der demographische Wandel an einem Mangel an Bewerbern, welche dann entsprechend analysiert und angegangen werden sollten.

2. Welche Wege gehen Sie bei der Rekrutierung von Fachkräften?
Wir als B2B Unternehmen kämpfen häufig mit der Bekanntheit. Das heißt für uns, dass wir z.B. in Ballungszentren gern etwas ungewöhnlicher daher kommen, um auf uns überhaupt aufmerksam zu machen. Im vergangenen Jahr beispielsweise haben wir Passanten auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt mit einer Job-Geschenk-Aktion überrascht. Wir hatten knapp 2.000 Pralinen mit kleinen Kärtchen ausgestattet und diese an Weihnachtsmarktbesucher verteilt. In den Karten forderten wir die Besucher auf, die Praline an einen Bekannten weiterzuverschenken, der oder die auf das in der Karte ebenfalls beschriebene Jobprofil passte. Unser Slogan war: Sie haben noch kein passendes Geschenk zu Weihnachten? Schenken Sie doch einen Job! Eine weitere Aktion, die derzeit noch läuft, sind unsere Vine Stellenanzeigen. Diese richten sich explizit an technische Fachkräfte mit großem Erfolg. Bei diesen neuen Stellenanzeigen sind 6 Sekunden lange Kurzvideos in die Anzeigen eingebunden, die binnen der kurzen Zeit den jeweiligen Beruf auf den Punkt bringen.

3. Was sind aus Ihrer Sicht die relevanten Kriterien für die Arbeitgeberwahl?
Ich denke, in den vergangenen Jahren sind ganz klar die weicheren Kriterien in den Vordergrund gerückt: Unternehmenskultur, Kollegen, Aufgaben. Hier gibt es eine Vielzahl weiterer Kriterien. Letztlich würde ich sagen, wird ein Unternehmen immer stärker als Partner auf einem bestimmten Abschnitt des Lebens betrachtet und muss daher entsprechend sehr flexibel auf die unterschiedlichen Lebensumstände der Bewerber einrichten können. Dies macht dann einen großen Teil der Attraktivität aus.

4. Neben der Rekrutierung spielen die Bindung und der Onboarding-Prozess eine wichtige Rolle bei der Fachkräftesicherung. Welche Personalstrategie verfolgen Sie in dieser Hinsicht?
Der teuerste Bewerber ist derjenige, der nach Vertragsunterzeichnung abspringt. Onboarding hat damit eine enorm hohe Bedeutung. Gleiches gilt auch für die dauerhafte Bindung. Knowhow Abfluss durch hohe Fluktuation ist nicht nur ärgerlich sondern kann auch irgendwann geschäftsschädigend sein. Beide Punkte sind mindestens dem Recruiting gleichgestellt, wenn nicht sogar noch wichtiger.

5. Mittlerweile wird auch die Reaktivierung pensionierter Fachkräfte diskutiert. Spielt dieser Gesichtspunkt in Ihrem Unternehmen eine Rolle?
Vor einiger Zeit hatte ich die Möglichkeit an einer internationalen Veranstaltung des AARP (American Association of retired Persons) in Chicago teilzunehmen. Die dort anwesenden Nationen diskutierten gerade auch dieses Thema sehr intensiv. Für uns ist es in Form der Reaktivierung noch nicht aktuell, obwohl ich sagen muss, dass wir als Unternehmen auch gerade zu unseren pensionierten Mitarbeitern noch eine sehr intensive Bindung pflegen.

Vielen Dank für die Beantwortung der Fragen
Rolf Dindorf


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